Kirche von Bro
Die Kirche von Bro (Bro kyrka) ist eine Landkirche in Bro auf der schwedischen Insel Gotland. Sie befindet sich nahe dem gleichnamigen Ort Bro 11 km nordöstlich von Visby. Sie war eine Votivkirche, besonders für Seeleute, und soll über einer alten Opferquelle erbaut worden sein. In dem heutigen Bau vermengen sich romanische und gotische Elemente. Die Wanddekorationen und Einrichtungsgegenstände aus verschiedenen Epochen veranschaulichen den Zeitenwandel.
Kirchenbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von der ältesten Kirche an dem vorgeschichtlich in mehrfacher Hinsicht interessanten Ort stammt nur noch der Turm. Um 1200 entstand eine romanische Bruchsteinkirche mit Langhaus, Apsidenchor und Kirchturm. Ein Rundbogenfries, von dem einige Felder mit Reliefs geschmückt waren, lief um den Dachfuß des Langhauses. Überbleibsel finden sich in der Südwand des gotischen Langhauses als Spolien. Mitte des 13. Jahrhunderts wurde der jetzige Chor mit Sakristei und gegen Ende des Jahrhunderts das einschiffige Langhaus errichtet.
Inklusorium
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Inklusorium wurde im Winkel zwischen der Westwand des Langhauses und dem Turm errichtet. In die Südwand eingemauert, oder davor aufgestellt, sind die Reste dreier Bildsteine (einer aus dem 5. Jahrhundert n. Chr.). Der kleine Raum verfügt über ein sogenanntes Hagioskop, eine vierpassförmige Öffnung, durch den der oder die Inkluse der Heiligen Messe folgen konnte. In der Kammer befindet sich ein Vogelkapitell, das ursprünglich ein Element im Doppelbogen zwischen Turm und Langhaus war.
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Luftbild der Kirche von Bro
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Portal
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Portalornamente
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Blick vom Altar in das Kirchenschiff
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Mauer um die Kirche
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Taufstein von Sighraf
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Grabkugel an der Friedhofsmauer
Die Portale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das frühgotische Chorportal zeigt an den von Neoikonicus geschaffenen Kapitellbändern zierliche Ranken und Palmetten in Flachrelief. Das Langhausportal repräsentiert die Hochgotik, in ihrer Gotland prägenden Weise. Die Kapitellfiguren links geben Szenen aus der Lebensgeschichte Jesu sowie die Auferstehung und das Totenreich wieder, rechts finden sich stilisierte Gewächsmotive. An den Skulpturen und im Tympanon erkennt man noch Spuren der mittelalterlichen Bemalung. Die Holztür mit ihrem Eisenbeschlag stammt etwa aus dem Jahr 1300.
Umgestaltung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kirche wurde im Jahre 1686 ausgemalt. Die mittelalterlichen Wandmalereien im Chor und im Langhausgewölbe wurden ausgebessert. Beigefügt sind neue Motive und der Namenszug des schwedischen Königs Karls XI. Einige mittelalterliche Malereien über dem Triumphbogen wurden übertüncht, aber später wieder freigelegt. Im Langhaus und im Chor sind Friese vom so genannten Passionsmeister aus dem 15. Jahrhundert entdeckt worden. Freigelegte Reste sieht man an der Südwand des Chores.
Einrichtung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das zentrale Motiv der Altartafel aus Sandstein ist das Abendmahl. Der von 1723 stammende Baldachin der von Jöns Wulff bemalten Kanzel trägt das Monogramm des Königs Fredrik I.
Einrichtungsgegenstände von kulturhistorischem Rang sind:
- Taufstein des Meisters Sighraf von etwa 1200
- Triumphkreuz von etwa 1200
- eine niederdeutsch beschriftete Glocke von etwa 1500
Bildstein
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einer der herausragenden Bildsteine mit drei Wirbelradmotiven und der Darstellung eines Ruderbootes ist westlich des südwestlichen Portals der Kirche waagerecht eingemauert. Seine erhaltene Länge beträgt 1,88 m. Er wird in die Zeit zwischen 400 und 600 n. Chr. datiert.
Sehenswürdigkeiten im nahen Umfeld
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bro offerkälla (Opferquelle) mit Schleifrillen
- Bro stenkalm, eine große Röse; unweit die Bro Oikar (Ochsen), zwei Menhire
- Bildsteine Bro Stainkällingar (Steinweiber)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Marita Jonsson, Sven-Olof Lindquist: Kulturführer Gotland. Almqvist & Wiksell, Uppsala 1993, ISBN 91-88036-09-X, S. 99.
- Erland Lagerlöf, Gunnar Svahnström: Die Kirchen Gotlands. Stein, Kiel 1991, ISBN 3-89392-049-8.
- Sigmund Oehrl: Die Bildsteine Gotlands. Probleme und neue Wege ihrer Dokumentation, Lesung und Deutung (= Studia archaeologiae medii aevi. 3). Likias Verlag, Friedberg 2019, ISBN 978-3-9820130-1-5.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- guteinfo: Bro kyrka (schwedisch)
- Orgelanders
- Bro kyrka: Hagioskop (Bilder)
- PaGotland ( vom 30. August 2010 im Internet Archive) (schwedisch)
- Gebäuderegister beim Riksantikvarieämbetet (schwedisch)
Koordinaten: 57° 40′ 12,3″ N, 18° 28′ 28,9″ O